Wenn es denn eine Lehre aus dem Jahr 2012 gibt, dann jene, dass der den Bedürfnissen eines abstrakten Marktes folgende Wettbewerb ausgedient hat als Treibkraft zivilisierter Gesellschaften. In demselben Ausmaß, wie die vermeintlichen Patentrezepte des wirtschaftlichen Fortschritts scheitern, steigt der Bedarf nach Gegenentwürfen. Wie können Menschen, die sich sozial, ethnisch oder in ihrer Weltanschauung unterscheiden, zusammenleben und -arbeiten? Der amerikanische Soziologe Richard Sennett liefert zwar nicht einen stringent formulierten Ansatz, aber jede Menge Illustrationen: Wie haben mittelalterliche Gilden kooperiert? Was lässt sich aus der Geschichte der Diplomatie lernen? Und was aus Interviews mit entlassenen Wall-Street-Angestellten nach dem Lehman-Crash? Sennett erklärt ebenso kenntnis- wie anekdotenreich, warum neue Formen der Zusammenarbeit die herkömmlichen Verhaltensmuster ersetzen müssen. Und zwar dringend.
„Zusammenarbeit. Was unsere Gesellschaft zusammenhält“ von Richard Sennett. Hanser Berlin, 414 Seiten, € 25,60
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